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AutorenbildBéatrice Wertli

Im Westen viel Neues

Aktualisiert: 11. Aug.

Als Studentin in Genf schüttelte ich manchmal den Kopf über meine lieben Deutschschweizer Mitbürger. Da reisen sie aus allen Ecken des Landes an den Automobilsalon und noch am selben Tag wieder zurück. Dabei hätte Genf, die

internationalste Stadt der Schweiz, so viel zu bieten: die UNO, die Uni, die gepflasterte Altstadt oder den Jet d’Eau. Genf gefällt mir auch, weil die Stadt immer wieder Pioniertaten ermöglicht hat, oft von der Deutschschweiz kaum bemerkt oder belächelt. Ein paar Beispiele : 


  • Genfer Pensionskassen gründeten die Ethos Stiftung, eine Vorkämpferin für nachhaltige Anlagetätigkeit. 

  • Genf ist weltweit führend in den Bereichen Impact Financing und Mikrofinanz. 

  • Der Kanton Genf spielt beim elektronischen Patientendossier eine Vorreiterrolle, während es andernorts harzt.

  • Auch Genfer Staatsanwälte kämpften früh gegen Geldwäscherei, während auf dem Zürcher Finanzplatz lange Funkstille herrschte.


Oft ist es in der Schweiz die Westwindlage, welche das Wetter bestimmt. Das gilt auch für viele Ideen – via Genf geht’s westwärts. Entscheidend ist die Sprache: Französisch, immer noch eine Weltsprache, ermöglicht Genf den Austausch innerhalb der frankophonen Welt, wovon auch die Schweiz profitiert. 


Changer de perspective, c’est découvrir une nouvelle dimension.


Erst vor zwei Tagen war ich wieder in Genf und habe den Place des Nations und das Museum des Internationalen Roten Kreuzes besucht. Diese Orte haben mich tief berührt. Sie erinnern daran, wie wichtig es ist, die Welt immer wieder aus einer neuen Perspektive zu betrachten. Wieder einmal hat es mir gezeigt, dass Genf nicht nur historisch bedeutsam ist, sondern auch im Hier und Jetzt eine Quelle für neue Einsichten und Inspiration.




Heute ist Genf ein Labor für die Schweiz – in vielen Bereichen. Bern als zweisprachiger Kanton kann davon nur profitieren. Doch es braucht Offenheit. Lasst uns das Französisch pflegen, weil es den Perspektivenwechsel ermöglicht. 


Mit der Bahn sind Sie ab Bern in weniger als zwei Stunden in Genf – dem Schweizer Fenster zur Welt. Bonne route!



P.S. Wer weiss, woher der Adler im Genfer Wappen kommt?


Nachtrag:

Eine Genferin, die heute in Bern wohnt hat mich richtigerweise drauf hingewiesen, dass es auch umgekehrt so ist, dass Genf etwas von Bern lernen kann; zum Beispiel vom System der subventionierten KiTas. C'est très juste, Stéph.


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