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AutorenbildBéatrice Wertli

Ungleiche Bildungschancen: Wie Berns Wohnpolitik unsere Kinder prägt

Auch in Bern gibt es nach wie vor erhebliche Ungleichheiten in den Bildungschancen – bedingt durch die soziale Herkunft der Schülerinnen und Schüler. Dieses Thema wurde in der letzten Parlamentssitzung des Stadtrats intensiv diskutiert. Dabei führte die Diskussion weit über Schulpolitik hinaus. Auch in der Berner Zeitung wurde kürzlich ein Artikel veröffentlicht, der die Ungleichheit in den Bildungschancen beleuchtet und damit die



Bedeutung dieser Debatte unterstreicht. Meine Gedanken dazu, im Wissen darum, dass es nicht die Lösung oder das Patentrezept ist. 


In Bern haben wir keine freie Schulwahl – die Kinder werden den Schulen in ihren Quartieren zugeteilt. Das städtische Schulreglement sieht eine Durchmischung der Schülerschaft vor, doch in der Praxis stösst diese Durchmischung auf verschiedene Hindernisse. Aspekte wie die Länge und Sicherheit des Schulwegs, aber auch der soziale Nutzen eines stabilen Schul- und Freundeskreises im eigenen Quartier sind wichtige Faktoren. Klar ist: Es ist wenig sinnvoll und ökologischer Nonsens, Schülerinnen und Schüler quer durch die Stadt zu schicken, nur um eine statistische Durchmischung zu erreichen.



Schon heute setzt die Stadt Bern Massnahmen um, um ungleiche Bildungschancen abzumildern. In Quartieren wie Bern West, die von sozioökonomischen Herausforderungen stärker betroffen sind, gibt es zum Beispiel mehr Stützlektionen als in anderen Teilen der Stadt. Diese gezielten, demographisch orientierten Massnahmen sind sinnvoll und notwendig. Sie müssen aber in beide Richtungen gehen. Der Fokus auf schwächere Schülerinnen und Schüler, kann dazu führen, dass leistungsstarke Kinder nicht ausreichend gefördert werden. Die Gefahr besteht, dass diese Kinder bei wichtigen Übergängen – etwa ins Gymnasium – nicht das Niveau erreichen, das sie mit entsprechender Förderung erreichen könnten. Es ist entscheidend, dass wir auch diesen Aspekt der Bildungsungleichheit in den Blick nehmen und hier Lösungen entwickeln.


Ein weiterer Punkt, den wir in der Debatte nicht vergessen dürfen, ist der Zusammenhang zwischen Wohnort und Bildungschancen, der häufig durch räumliche, raumplanerische und bauliche Gegebenheiten bedingt ist. Die soziale Herkunft bestimmt oft, in welchem Quartier eine Familie lebt, und das hat direkte Auswirkungen auf die Bildungschancen der Kinder. Wenn wir in Bern wirklich etwas ändern wollen, müssen wir auch wohnbaupolitische Massnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass in allen Stadtteilen für alle sozialen Schichten geeigneter Wohnraum zur Verfügung steht. Nur so können wir langfristig eine gerechtere Verteilung der Bildungschancen erreichen. Dass damit der chronische Wohnungsmangel in der Stadt ebenfalls angegangen wird, ist ein willkommener Nebeneffekt.


Wir müssen die Ursachen für Bildungsungleichheit systematisch angehen – von der Schulpolitik über die Raumplanung bis hin zur sozialen Wohnbaupolitik. Dies erfordert ein gemeinsames Engagement von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft. Als Politikerin setze ich mich dafür ein, dass die Stadt Bern alle Möglichkeiten ausschöpft, um die Bildungschancen für alle Kinder zu verbessern. Es darf nicht vom Wohnort oder der sozialen Herkunft abhängen, wie gut die schulischen Perspektiven eines Kindes sind. Denn Bildung ist nicht nur eine Frage der persönlichen Entwicklung, sondern auch der gesellschaftlichen Gerechtigkeit.




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